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1. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 181

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Kiautschou als Eingangspforte von Schantung und Nord-China. 1^1 10. Kiautschou als die maritime Eingangspforte von Schantung und Nord-China. (Tie Stellung von Schantung unter den Küstenprovinzen/) Ferd. Freiherr v. Richthofen: Schantung und seine Eingangs- pforte Kiautschou. Berlin 1898, Dietrich Reimer (Ernst Vohsen). S. 242—252. (Gekürzt.) Um die Bedeutung zu würdigen,, welche die Eröff- imug von Kiautschou in der Zukunft erlangen kann, müssen wir uns mit der Rolle bekannt machen, welche der durch die Stadt bezeichnete Hafen bisher gehabt hat- und um die Zweckmäßigkeit der Wahl des letztern als einer Heimstätte für deutsche Schiffe zu prüfen, haben wir ihn mit der Lage anderer Hafenplätze in China, sowie die Provinz Schantung, zu deren wirtschaftlicher Beherrschung Kiautschou berufen erscheint, mit andern Küstenprovinzen zu vergleichen. Wir werden erkennen, daß in der Gegenwart keine andere unter den maritimen Provinzen von China wirtschaftlich so unvollkommen er- schlössen ist wie Schantung, ja daß es in dieser Beziehung hinter mancher Provinz des Binnenlandes, wie Kiangsi, Hunan, Nganhw^i und Hupei, weit zurücksteht. Über- blickeu wir die Küstenprovinzen einzeln nach diesem Gesichtspunkt. Wir beginnen im Süden. Die Meeresküste umzieht dort die Provinzen Kwangtung, Fokien und Tfchekiang in Gestalt eines regelmäßigen, schön geschwungenen Bogens, der sich durch 8y2 Breitengrade, nämlich von 2iy2° Nord an der Grenze von Tongking bis zum 30. Breitengrad in der Nähe von Ningpo erstreckt und dabei um 14 Längengrade nach Osten vorrückt, nämlich von 108° bis 122° östlich von Greenwich. Die Länge der Bogenlinie, die zur einen Hälfte südlich, zur andern nördlich vom Wendekreis liegt, ist 1800 km. In dieser ganzen Ausdehnung hat die Küste eine eigenartige Gestalt. In Hunderten von Buchten greift das Meer zwischen bergigen Vorsprüngen ein, die von bergigen

2. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 184

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
1s4 Kiautschou als Einflangspforte von Schantung und Nord-China. individuelle Auflösung jedes ihrer Teile mit deu Taufen- den von Schlupfwinkeln hatten zwar die individuelle Selbständigkeit der Bewohner einzelner Gebiete, daher die Entwicklung der Seeräuberei und die Schwierigkeit einheitlicher Beherrschung zur Folge; aber es entstanden doch an der Küste kleinere Brennpunkte der Wirtschaft- lichen Macht und des Verkehrs, wie Swatau, Amoy. Tsüßntschou (früher als Zayton und Tsintschu oder Chin- chew bekannt), Futschou, Wöuntschou und Ningpo, an denen die Wege des Binnennetzes zusammenströmten, um sich mit der Außenwelt zu berühren. Diese Außenwelt war zunächst die ganze Küste von China und blieb oft darauf und auf einzelne der vorliegenden Inselgruppen beschränkt; nur zeitweise dehnte sie sich viel weiter, bis nach Indien und Persien, aus. Aber sür den von fernen Küsten kommenden Verkehr gab es immer nur eine maritime Einlaßpforte für China überhaupt, die dann zugleich das Hauptzentrum für die vou jenen Brenn-- punkten zweiten Grades ausgehenden Handelsbewegun- gen war. Die Lage dieser Pforte hat geschwankt. . . . Um 700 n. Chr. wurde die Eingangspforte vom südlichen Ende der Riasküste (Tongking) nach Kanton verlegt, wo der größte Strom des südlichen Chinas, der Hsikiang, mündet und ein weitgeöffneter, inselreicher Gols sich mit dessen überaus fruchtbarem Delta berührt. Dieses Tor erreichte um so größere Wichtigkeit, als uach ihm mittelst des ausgezeichneten Netzes schiffbarer Flüsse der Verkehr des ganzen Mittlern Chinas gerichtet werden konnte. Seine hohe Bedeutuug hat fortgedauert, und bis zur Mitte des jetzigen Jahrhunderts ist Kanton die eigentliche dem Fremdhandel geöffnete Eingangstür nach China gewesen, obgleich zeitweilig andere Orte aufgesucht wurden. . . . Eine dauernde Änderuug trat erst vou 1842 an allmählich ein; denn in diesem Jahr ließ sich England die Insel Hongkong abtreten und gründete dort einen Außeuhafen für Kanton, der dieses als Welthandelsplatz überflügeln

3. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 549

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
— 549 — Korea-Straße. — Inseln: im Norden: Neusibirien; im Osten: die japanischen Inseln (die größte heißt Nipon); im Südosten: die chinesische Insel Hainau, die Philippinen (die wichtigste Insel ist Luzon); die größeren Sunda-Jnseln: Borneo (das Vaterland des Orang-Utangs), Java mit der Hauptstadt Batavia, Sumatra, Celebes; im Süden: Ceylon; im Westen: Cypern. — Länder und Städte: Das russische Asien: Sibirien mit den Städten Tomsk, Irkutsk, Wladi- wostok und Tobolsk; Kaukasien mit Tiflis und Baku; Cen- Iral-Asien mit Taschkent, Ssamarkand und Kokand; die Vasallenstaaten Chiwa und Buchara mit den Hauptstädten gleichen Namens. Das chinesische Asien: China mit der Hauptstadt Peking (1% Mill. Einwohner), ferner die Städte Canton (2 Mill. Einwohner), Nanking, Schanghai; die Mandschurei mit Mukden, die Mongolei mit Maimatschin; Tibet mit Lhasa; die Dsungarei mit Kuldscha, Ostturkistan mit Kaschgar und Jarkand. — Japan mit der Residenzstadt Tokyo (Peddo) (Vu Mill. Einwohner). — Das britische Asien: Vorderindien mit Calcutta, Bombay, Madras, Haiderabad, Benares; die Himalaja-Staaten mit Srinagar; Hinterindien mit Mandalay, Rangun, Singapore. — Das französische Asien: Annam mit Hue; Kambodscha, Cochinä)ina. — Siam, Hauptstadt Bangkok (400 000 Einwohner). — Die portugiesischen Städte Goa und Diu in Vorderindien. — Persien mit der Hauptstadt Teheran. — Afghanistan mit der Hauptstadt Kabul; das südlich davon gelegene Belutschi- stan (Hauptstadt: Kelat) steht unter britischer Oberhoheit. — Das türkische Asien: Kleinasien mit Smyrna; Syrien mit Damaskus und Jerusalem; (über das heilige Land vgl. unten.) Armenien mit Erzerum; Mesopotamien mit Mosul und Bagdad; Arabien mit Mekka und Medina, den heiligen Städten der Mohammedaner. Auch die Niederlande und Spanien besitzen Kolonien in Asien, und das Deutsche Reich hat kürzlich durch Pacht ein Gebiet (Kiautschou) am Gelben Meere von China erworben. tz. 2. Afrika. Afrika grenzt nördlich an das Mittelländische Meer, west- lich an den Atlantischen Ocean, östlich an den Indischen Ocean und das Rote Meer und hängt im Nordosten durch die Landenge von Sues (der Sueskanal verbindet das Rote Meer mit dem Mittelländischen) mit Asien zusammen. Größe — 30,000,000 qkm. Einwohnerzahl — 180 Mill. — Völ- kerschaften: Zur kaukasischen Rasse gehören die Ägypter (Kopten und Fellahins), welche sich schon im frühen Altertume durch eine hohe Bildung auszeichneten, die Berber (Tuareg)

4. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 548

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
548 — (Sues-Kanal S. 549.) Größe — 44 Mill. qkm. Ein- wohnerzahl — 836 Mill. Die wichtigsten Völkerschaften sind: Türken, Tataren, Griechen, Armenier, Perser, Araber, Indier, Kalmüken, Chinesen, Japaner, Mongolen, Kaukasier, Birmanen, Siamesen und Anamiten. Der Religion nach zählt man etwa 25 Mill. Christen, 90 Mill. Mohammedaner und 1 Mill. Juden; die übrigen Bewohner sind Heiden. Dieser Erdteil ist der größte und am meisten bevölkert; in demselben sind viele große Ströme, der größte Landsee und die höchsten Gebirge. Merkwürdige Tiere: Orang-Utang, der Löwe, Tiger, Luchs. Panther, das Kamel, die Antilope, der Elefant, das Rashorn, die sibirische Spitzmaus (das kleinste Säugetier der Erde), der Eisbär, die Riesenschlange, der Pelikan, die Schwalbe, deren Nester eßbar sind. — Gebirge: Pamir-Hochland, Alai-Tagh, Altai, Karakorum mit dem Dapsang (8620 Meter), Küen-Lün, Thian-Schan, Himalaja mit dem Gaurisankar (8840 Meter), dem höchsten Berge der Erde, Kaukasus mit dem Berge Ararat (hier ruhte Roes Arche), Ural, Sinai auf der arabischen Halb- insel mit dem Berge Sinai (wo Moses die h. 10 Gebote verkündete) und mit dem Berge Horeb (hier ist ein Kloster, dessen Kirche an Stelle des brennenden Busches erbaut ist), Taurus, Libanon und Antilibanon. — Flüsse: im Norden: der Ob, der Jenissei, der Lena; im Osten: der Amur, der Hoangho, der Jangtsekiang: im Süden der Mekong, der Me- nam, der Saluen, der Jrawadi, der Ganges, der Brahma- putra, der Indus, der Euphrat, der Tigris; im Westen: der Ural, der Jordan. — Halbinseln: im Norden: die nordsibirische Halbinsel; im Osten: Kamtschatka, Korea; im Süden: Hinterindien mit Malakka, Vorderindien oder Dekan, Arabien; im Westen: Kleinasien oder Natoli. — Vorgebirge: Tscheljuskin im Norden, Ostkap an der Be- ringsstraße, Kap Komorin in Vorderindien. — Benachbarte Meere: im Norden: nördliches Eismeer; im Osten: der Große Ocean, Beringsmeer, das Ochotskische, das japanische Meer, das Gelbe Meer; im Süden: der Indische Ocean, das chinesische, das bengalische und das arabische oder persische Meer; im Westen: Rotes Meer, Mittelländisches Meer. — Meerbusen: im Süden: Busen vontongking, Busen von Siam, Busen von Bengalen, Busen von Martaban, persischer Busen, Rotes Meer; im Norden: karischer Busen und obischer Busen. — Landseen: Kaspischer See, der größte See auf der Erde; Ural-See, Baikal-See, Wan-und Urmia-See, das Tote Meer. -- Wasserstraßen (Meerengen): im Süden: Bab-el-Mandeb; im Osten: Beringsstraße, Straße la Perouse,

5. Aus allen Erdteilen - S. 362

1887 - Münster i.W. : Schöningh
362 Asien. Hofwürdenträger absteigen. Alle diese Baulichkeiten sind, die dicken Stand- schichten abgerechnet, in gutem Zustande. Man erklärt die Vernach- lüssignng durch die Minderjährigkeit des Kaisers, der die Heiligtümer außerhalb des Palastes uoch nicht besucht hat. 9. Chinesisches Militär. G. Kreitner. Die chinesischen Soldaten sind in Massenquartieren, gewöhnlich in Fortisikationen (Festungsgebäuden), untergebracht. Ich besuchte eine solche Kaserne am Jang-tse-kiang und will meine Erinnerung an diese Visite dem Leser vor Augen sühren. Die „Wusung-Forts" liegen auf zehn englische Meilen Entfernung am linken Ufer des Wusung-Flusses an der Mündung des Jang-tse-kiang. Der Tautai von Schanghai war so, freundlich, uns zur Besichtigung dieser Forts die Erlaubnis zu erteilen; ja, seine Liebenswürdigkeit ging so weit, uns eine Dampfbarkasse und ein Segelboot zur Verfügung zu stellen. Am 17. Juni 1878 fuhren wir von Schanghai ab. Da sich ein günstiger Wiud erhob, löste man das in Schlepp gehängte Boot ab, und es entspann sich eine Wettfahrt, wobei letzteres Sieger blieb. An Bord befand sich ein kleiner, dicker Mandarin, Stellvertreter des Tantai, der sofort vergnügt lachen konnte, sobald er etwas Eßbares ahnte, der öster- reichisch-uugarische Vieekonsul Herr Haas, der uns hier, wie immer, durch seine freundlichen und erfolgreichen Bemühungen^ uus etwas Neues zu zeigen, zu unvergeßlicher Dankbarkeit verpflichtete, sodann Herr Loczy und ich. Um 9 Uhr vormittags ankerten wir vor den Forts. Diese erheben sich wie Lehmkleckse über die schmutzigen Fluten des Jang-tse-kiang und sind weder mit Gras verkleidet, noch durch ein anderes Mittel gegen Regenabwaschnngen gesichert. Die Wälle bilden im Grundrisse ein Viereck, dessen Ecken abgerundet sind. Die Öffnungen von elf Schießscharten drohen gegen das Meer hinaus, können aber mittels Panzerthürchen, welche sich in eisernen Rahmen bewegen, geschlossen werden. So stolz auch die Chinesen aus diese Befestigungen sein mögen, ich glaube.doch, daß ein einziger guter Schuß gegen das staubgeborene Fort überzeugend an die Vergänglichkeit des Irdischen erinnern könnte. Unsere Ankunft mußte bereits gemeldet worden sein; denn noch kletterten wir über einen schandvoll gezimmerten Molo (Hafendamm, Landungsbrücke), als über

6. Aus allen Erdteilen - S. 385

1887 - Münster i.W. : Schöningh
Colquhoun: Von Lasa nach Maykong. 385 13. Von Lasa nach Maykong. A. R. Colquhoun. Am 3. Juli (1882) langten wir in Lasa *) an, wo wir uns in einem Tempel am westlichen Ende des Dorfes einquartierten. Nachdem wir hastig unser Mittagsmahl eingenommen und eine Pfeife geraucht hatten, legten wir uns auf hölzerne Bänke nieder und waren bald fest einge- schlafen. Wir wurden hier zwei Tage mit langwierigen Verhandlungen wegen der Beschaffung von Führern aufgehalten, bis sich endlich zwei Dorfbewohner zu unserer Begleitung bereit erklärten. Der eine derselben sollte früher Vorsteher des Dorfes gewesen sein; er verstand chinesisch und konnte sich dadurch mit uns verständlich machen, sowie auch etwas von der Sprache der Kachyen^). Die Stadt Lasa liegt wie ein Edelstein inmitten eines herrlichen Thales, das mit seinen grünen Feldern und bewaldeten Abhängen den müden Wanderer zur ersehnten Ruhe einladet. In der Ebene zerstreut liegen zahlreiche Dörfer, von denen Lafa das größte und wichtigste ist. Eine Anzahl Khyonngs oder Klöster, umgebeu von vielen Häusern, deuteten au, daß wir die Grenze von China fchon fast erreicht hatten. In der Nähe des von uns bewohnten Tempels stand eine kleine ver- goldete Pagode (freistehender Götzentempel) auf einem Fundament von Mauerwerk, das durch häßliche Ornamente und grellrote Farbenklecksereien verunziert war. Aus der Ferne machte sich das Bauwerk jedoch wunderhübsch, da man eine passende Stelle sür dasselbe ausgesucht hat, wo der grüue Wald für den goldenen Bau eiuen wirkungsvollen Hintergrund bildet. Die Dorfbewohner standen zum Teil auf einer sehr niedrigen Stufe der Eivilisatiou, besaßen aber doch eine gewisse Schlauheit. Sie schieneu nichts von dem, was jenseits ihres Thales liegt, zu wissen, und selbst die eingehendsten Fragen lockten nicht die geringste Auskunft aus ihnen heraus. Einige besonders kühne Dorfbewohner hatten allerdings Manwyne (öftl. von Lasa) und Bhamo besucht, konnten uns jedoch von diesen beiden Städten nicht das geringste erzählen. Nur einige der älteren Leute und der Sohn des Vorstehers, die eine Reise nach Rangnn gemacht hatten, schienen dort einiges gelernt zu haben und saßen nun stundenlang um den armen Pater Vial, unseren Begleiter, herum und quälten ihn mit 1) Lasa (oder Latha) liegt an der chinesischen Grenze, zwischen den Flüssen Sa- luen und Jrawaddi, einige Tagereisen östlich von Bhamo, 2) Die Kachyen (Kaghien, Kakhien, Katschin) bewohnen ein Gebiet in der Nähe der Quellen des Jrawaddi. Aus allen Erdteilen. 2z

7. Aus allen Erdteilen - S. 389

1887 - Münster i.W. : Schöningh
Colquhoun: Von Lasa nach Maykong. 389 heiterer Stimmung streckten wir uns neben dem Feuer zum Schlafen nieder. Kurz vor Mitternacht wurde ich durch Stimmengeräusch erweckt und sah, daß noch weitere Kachyen eingetroffen waren, die sich angelegentlich mit den zuerst gekommenen unterhielten, und da alle Kachyen mehr oder weniger Räuber sind, und ein jeder von ihnen bewaffnet ist, so war ich keineswegs von ihrem Besuche erfreut. Unter solchen Umständen kommt es, welches Gefühl einen auch beherrschen mag, vor allen Dingen darauf Kachyen-Gruppe. an, ruhig zu fcheiueu. Ich drehte mich daher herum, stopste mir eine Pfeife und weckte den neben mir liegenden Pater Vial unter dem Vor- wände, mir Feuer zu erbitten. Die fremden Kachyen blieben noch eine Weile, zündeten dann Fackeln an und entfernten sich zu unserer größten Beruhigung. Noch längere Zeit vernahmen wir ihre Stimmen und hörten einige Töne ihres rohen Gesanges. Ein dreistündiger Marsch brachte uns am 9. Juli nach Maykong, (westlich von Lasa, also näher nach Bhamo zu) dem Dorse des „Großen Häuptlings", wo wir sowohl diesen als auch den folgenden Tag auf- gehalten wurden, weil jener abwesend war und wir ohne seine Erlaub- uis den Weg nicht fortsetzen durften. Seine Gattin und Diener behan-

8. Aus allen Erdteilen - S. 386

1887 - Münster i.W. : Schöningh
386 Asien. ihren Fragen fast zu Tode. Ich entsinne mich noch seines melancholischen Gesichtsansdruckes, als er endlich zu mir kam und sich bei mir beklagte, daß die Lente nur von ihrem Peking sprächen. Für sie war Peking der Mittelpunkt der Civilisation, und ihrer Ansicht nach mußten alle Wege nach Peking führen. Auch unsere Route von Ranguu nach England führte, wie sie einer dem andern mit weisen Mienen auseinandersetzten, Zweifels- ohne über die Hauptstadt von China! Am Morgen des 5. Juli war alles zum Aufbruche bereit; leider waren unsere beiden Führer zur Zeit aber so eifrig mit ihren Opium- pfeifen beschäftigt, daß wir sie nicht zum Abmärsche bewegen konnten und drohen mußten, den Kontrakt wieder aufzuheben. Dann erst setzten wir uns in Bewegung, und zwar zu unserem Erstaunen quer über das Thal in gerade südlicher, uicht aber, wie wir erwartet hatten, jenes entlang in westlicher Richtung. Die Führer erklärten uns dies damit, daß es nur eine List sei, um die Dorfbewohner und fonstige Wanderer, welche uns begegnen möchten, zu täuschen. Das war jedoch eine Lüge, die erste eiuer gauzeu Anzahl von Unwahrheiten, deren diese liebenswürdigen, vom Opium entnervten Dorfbewohner auf dem ganzen Wege durch die Kachyeu-Berge bis in die Nähe von Bhamo sich uns gegenüber schuldig gemacht haben. Ein mehrstündiger Marsch über einen niedrigen Höhenzug, auf welchem sich der Pfad durch prächtige Wälder wand, brachte uns nach Pang-wen, einem aus vier oder fünf rohen Bambus- oder Bretterhütten von der üblichen Bauart der Kachyen bestehendem Weiler, in welchem der Hüupt- ling oder Tsaubwa Tieu residierte. Wir wurden zum Hause desselben geführt und Pater Vial und ich in dem „Fremdenzimmer" einquartiert, während Wahab, unsere Diener und sonstigen Begleiter in der Vorhalle schlafen mußten. Beide Räume unterschieden sich, was Schmutz und Ungeziefer betraf, nicht stark voneinander, nur hatte der uusrige den Nachteil, daß derselbe zu allen Tageszeiten stockfinster war und man uns also auch bei Tage den Hals abschneiden konute, während hierfür in der Vorhalle doch nur bei Nacht Gefahr vorhanden war. Unsere Führer hatten gegen das Versprechen einer in Bhamo zu zahlenden Summe es übernommen, unterwegs mit deu Häuptlingen Ber- einbarungen bezüglich freier Passage und weiterer Führer zu treffen; Tieu weigerte sich jedoch gerade heraus, uns einen der letzteren zu geben, und wir sind nicht imstande gewesen, den Grund seiner Weigerung in Erfahrung zu bringen. Wir befanden uns also wieder in einer recht unangenehmen Lage, ohne zu wissen, wie wir aus derselben herauskommen sollten, und beschlossen daher nach reiflicher Überlegung, den Marsch ohne Führer fortzusetzen. Am nächsten Tage brachen wir allein auf, verloren aber selbst- verständlich den Weg und mußten, nachdem wir wiederholt einen zum

9. Aus allen Erdteilen - S. 402

1887 - Münster i.W. : Schöningh
402 Asien. Eine Exkursion nach der durch ihre vollendeten und figurenreichen Höhlentempel berühmten Insel Elefanta bot mir zum erstenmal Gelegen- heit, die tropische Flora ihr Wunderwerk frei und ungekünstelt entfalten zu sehen. Allerdings hatte ich schon den vorhergehenden Nachmittag dazu benutzt, um mit dem Tramway (Pferdebahn) nordwärts durch die schwarze Stadt uach Victoria Garden zu fahren. Das ist ein hübscher, wenn auch nicht sehr sorgfältig gepflegter botanischer Garten; zwar kann er sich nach Reichtum und Anlage nicht mit andern botanischen Gärten Indiens messen: indessen ich sah doch zum erstenmal hier eine große Auzahl der schönsten und großartigsten Tropeugewächse von Angesicht: insbe- sondere die Hauptformen der indischen Palmen und Bambusen, Bananen^) und Pandanus^), Brotsrucht^) und Papayo^), Lotos^) undpistia^) u.s. w. Wie sehr mich aber anch dieser schöne Victoriapark am ersten Abend in Bombay entzückte, und wie wenig ich jemals das prachtvolle Beleuchtungs- spiel des glühenden Sonnenuutergaugs in demselben vergessen werde, so war doch meine Freude noch ungleich größer und lebhafter, als ich am folgenden Nachmittag auf Elefanta die bedeutendsten Charakterpflauzeu Indiens wild in ihrem freien und ungekünstelten Naturzustande erblickte in jener Überfülle der Üppigkeit, die keinen Gartenzwang duldet. Da bekleiden rankende Schlingpflanzen und kletternde Farne die riesigen Teakstämme; da beugeu die edelsten Kokospalmen ihren schlanken, gebo- genen Stamm mit der herrlichen, glitzernden Fiederkrone über den Strand des Meeres, der mit Pandanusbüscheu gesäumt und mit einer im Wasser wurzelnden Maugrovemaner7) befestigt ist. Da ranken mächtige Schma- rotzerfeigen und Winden und audere mit großen, buuteu Blumen ausge- stattete Kletterpflanzen an den kerzengeraden, fchwarzen Stämmen der gewaltigen Palmyrapalmen empor, und selbst ihre stolze Krone von Hand- förmigen Fächerblättern ist mit Blumen bekränzt. Und dort erheben sich Prachtexemplare vom heiligen indischen Feigenbaum, von den Banianen; unten löst sich ihr mächtiger Hauptstamm in ein förmliches Netzwerk gewaltiger Wurzeln auf, während oben aus dem dichten, dunkelgrünen Laubwerke dicke Riesenäste eine Schar von Luftwurzeln Herabfenken; und von diesen erreichen viele wieder den Boden und bilden wurzelschlagend neue Stämme zur Stütze der alten mütterlichen Krone. Und dort, siehe dort! da erstickt ein gewaltiger Würger (eine parasitische Feigenart) mit I) Musa (Paradiesfeige), eine der wichtigsten tropischen Kulturpflanzen. — 2) Baumartige, auf Stelzenwurzeln sich erhebende Gewächse mit Schwertblättern. — 3) Der Brotfruchtbaum trägt kopfgroße, eßbare Früchte mit mehligem Fleisch. — 4) Ein Baum mit melonenartigen Früchten. — 5) Vergl. Note 1, S. 383. — 6) Eine Wasser- pflanze. Ihre Blätter bilden handgroße, schwimmende Rosetten. — 7) Mangrovebaum, Wurzelbaum, Rhizophora. Seine Luftwurzeln bilden an Küsten und Flußufern un- durchdringliche Dickichte.

10. Aus allen Erdteilen - S. 405

1887 - Münster i.W. : Schöningh
Reuleaux: Indische Leichenbestattung. • 405 Material. Dieses letztere bildet deshalb einen großen Handelsartikel. Ein bedeutender Teil ° des Bedarfes wird jetzt aus Westaustralien be- zogen, jener einzigen australischen Kolonie, wohin noch ab und zu Ver- brecher transportiert werden. Die Hauptbeschäftigung derselben ist das mühsame Fällen und Herabflößen von Sandelbäumen für den ostindi- schen Verbrauch. Die Geschäfte der Leichenüberführung und Verbreunung liegen der niedersten Kastenstnse, den schon in Kalkutta gesehenen Harri ob, deren Name wohl mit dem Leichenrufe zusammenhängt oder einerlei Quelle hat. Nach der Kleinheit der Brennstoffmenge zu urteilen, konnte in dem beob- achteten Falle die Zerstörung des toten Körpers durch das Feuer nur unvollkommen gelingen. Die Gesamtheit der Reste wird in den Strom hinausgebracht. Leichen von Kindern unter vier Jahren werden nicht verbrannt, sondern ohne weiteres in den Fluß versenkt. Auch diesen Vorgang hatten wir zu beobachten Gelegenheit. Zwei alte Harris in schlechter Bekleidung hatten einen solchen Auftrag zu erfüllen. Die kleine Leiche war in ein Stück weißen Zenges eingenäht. An das schaurige Bündel war ein großer, kugelförmiger Krug mit einem Strick befestigt, leer und unverschlossen; derselbe schwamm so, daß die Mündung aus dem Wasser ragte. Die beiden Alten bestiegen ein plumpes, häßliches Boot und stncherten dasselbe zwischen den übrigen Fahrzeugen hinaus in den freien Strom, wobei der eine das Bündel am Stricke hielt und im Wasser nachzog, nicht ohne daß es hier und da rauh angestoßen wurde. Kein Leidtragender war zu sehen; kein Mutterauge schaute nach; die einzigen Zuschauer waren wir etwas angegrausten Europäer. Draußen im stark treibenden Ganges wurde der Strick losgelassen---. Ich dachte an den Alligator, den wir bei der Soonabrücke hatten aus den Fluten emportauchen sehen. Eine Sutti oder Witweuverbreuuuug, jenes furchtbare Erzeugnis fanatischen Wahnes, bekamen wir nicht zu sehen, obwohl Jules Vernes „Reisender in achtzig Tagen" angeblich mehr Glück in dieser Beziehung hatte; die Euglüuder haben den Brauch mit Mut, Geduld und Strenge tatsächlich beseitigt. Die Bewegung begann schon 1813, durch Ramo- huu Roy, einen indischen Friedrich von Spee^), kühn angefaßt. Sie wurden hierbei von mehreren aufgeklärten Indern unterstützt. Ohne diese Hilfe würde vielleicht heute noch der barbarische Frevel geübt werden. Das Leben wird eben geringer geachtet in Indien, und der idealistische Zug des Volkes ließ dasselbe uicht seheu, nicht wissen, was es that. Wie der Vorgang sich aber eigentlich einst abspielte, zu welchen Fürchterlich- fetten hier religiöser Wahn den Menschen trieb — wer weiß, in wie viel 1) Friedr. von Spee, Jesuitenpater, 1591—1635, machte sich um die Abschaffung der Hexenprozesse sehr verdient.
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